Unser Papi ist ein "Scherzkeks". Seine Spässe sind nicht immer lustig - für uns - aber er findet sie GROSSARTIG. Ich hoffe, er hat endlich begriffen, dass wir seinen "Oster-Scherz" alles andere als toll finden. Kennt ihr seinen "Oster-Gag"? Dann will ich ihn euch erzählen...

Meine Schwester und ich wir gehen nicht gerne spazieren. Spazieren ist was für Leute, die nicht wissen was sie machen sollen. Spazieren ist Zeit tot schlagen. Doof in der Gegend herum stolpern und so tun, als würde man die Luft oder den Ausblick geniessen. Bei uns in der Stadt sind beide nicht so toll. Die Stadtluft bringt sogar Eichhörnchen zum Husten und der Ausblick auf die beiden Roche-Türme...naja.
Papi und Mami bestehen an Ostern darauf, dass: "Die Familie an die frische Luft geht und gemeinsam einen Spaziergang unternimmt". Ich habe bereits abklären lassen, ob ich tatsächlich zu dieser Familie gehöre, oder vielleicht doch adoptiert bin. Leider sehe ich Papi sehr ähnlich - blöd! Damit aus dem öden Umherstoplern sowas wie ein "Erlebnis" wird hatte Papi vor ein paar Jahren die Idee, dass man in der Langen Erle (ein Basler Naherholungsgebiet) Eier suchen könnte. "Eiersuchen? In der Langen Erle". Meine Schwester und ich waren beide skeptisch, warum man ausgerechnet in der Langen Erle Eier finden sollte. Papi erzählte dann was von einem "Waldmensch", der dort lebt und an Ostern immer bunte Eier im Wald versteckt. Wenn ich nicht wüsste, dass Papi keinen Alkohol trinkt, dann würde ich mir oft echte Sorgen machen. Dass Mami nach Papi's Geschichte heftig nickte, verlieh dem Ganzen etwas Glaubwürdigkeit.
Wir gingen also in die Lange Erlen. Noch keine 10 Minuten waren vorbei, hörten wir Papi rufen: "Schaut mal, da!!" Um ihm eine Freude zu machen, schauten wir mal da. UND SIEHE DA: Aus dem Unterholz blitzte uns etwas Gelbes entgegen. Meine Schwester bückte sich und hob strahlend ein gelb bemaltes Osterei vom Boden auf. "Schau mal, da!!" wiederholte sie und streckte das Ei, wie eine Fusballerin den eben gewonnenen WM-Pokal in die Höhe. Auf einen Schlag wurde aus dem blödsinn plappernden Erziehungsberechtigten, ein Super-Papi!Nun spazierten wir nicht mehr, nein, wir stressten durch den Wald. Unsere Blicke waren nur noch auf den Boden gerichtet. Tatsächlich waren Papi's Augen etwas besser. Andauernd rief er: "Hier ist eines!" Und wir fanden im Minuten-Takt Ostereier. Alles gelbe Eier. "Schade, dass der Waldmensch keine andere Farbe hatte, das wäre etwas unterhaltsamer", meinte ich und Papi erklärte, dass der Waldmensch will, dass die Kinder die Eier finden, weswegen er sie gut sichtbar geld bemalt. OK, plausibel! Nach einer Stunde im Wald, hinterlies unser Hochgeschwindigkeits-Modus spuren. Wir waren KO.
Zuhause würden wir die vielen Eier unseren Nachbarn verschenken müssen, denn kein Mensch konnte so viele Eier essen. Ich habe mitgezählt. Meine Schwester fand 18 und ich fand 33 Stück. Zusammen waren das...ehm...im Kopfrechnen bin ich ein Ei, nein, eine Nuss... egal: ES WAREN VIELE EIER!
Zuhause wollten wir unsere "Beute" zählen und meine Schwester malte bereits einen "Danke-Helgen" für den Waldmensch, den wir am nächsten Tag im Wald deponieren wollten. Aber als wir uns die Ausbeute eines enorm anstrengenden Osterspazierganges aschauen wollten, lachte Papi nur fies. "Echt jetzt?" fragte er und schaute uns beide an, als ob wir nicht ganz normal wären. "Komm, Papi, raus mit den Eiern!" befahl ich und er legte eines der vielen gelben Eiern auf den Tisch. "Wo sind die anderen 800?", fragte meine Schwester. Nun lachte Mami auch. Beide standen am Tisch und lachten Tränen. "Sie lachen uns aus", meinte meine Schwester beleidigt und schob ein "warum?" hinterher.
Ich musste kurz überlegen und dann war mir der Betrug klar. "Es gibt gak keine 51 Eier, nicht wahr? Es gibt nur eins. Das hier!"
Mami und Papi glucksten vor lachen. Genüsslich erklärte uns Papi, wie er uns "verarscht" hatte. Immer, wenn wir irgendwo im Dickicht nach bunten Eiern suchten, warf er das gelbe Ei - von uns unbemerkt - irgendwo ins Gestrüpp. Dann rief er nach uns, und liess uns das Ei einsammeln. Natürlich gaben wir ihm das Fundstück, denn er sollte die vielen Eier rumtragen. Nach solchen Erlebnissen wird man als Kind auf einen Schlag um mehrere Jahre älter. Man steht da und nervt sich, dass man auf so billige Tricks reinfällt. OK, Omi ist auch erst kürzlich auf einen Typen reingefallen, der behauptet hat, er sei ihr Enkel. Sie hat zwar nur uns als Enkelinnen, aber hat dem Typen geglaubt und ihm 50 Franken gegeben - egal. Wir haben 51 Eier gefunden und wurden um 50 Stück betrogen.
In diesem Jahr falle ich auf sowas nicht mehr rein, das schwör ich euch. Mami sagte, wir würden an Ostern eine ihrer Freundinnen besuchen in der Ostschweiz. Die wohnt auf einem Bauernhof. Dort soll es viele alte Esel geben, die ihren Ruhestand dort geniessen dürfen. "Jaja", habe ich ungläubig gesagt und meine Schwester meinte: "Dafür müssen wir nicht extra so weit fahren, wir haben auch einen alten Esel, Papa!".
Nun lachten meine Schwester und ich. Papi lachte nicht. Z'Nacht gab es keines. Nicht mal ein Ei. Ostern ist doof!!!!
Euer Elfi-Glöggli
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